Mandala

Die Null

 

O – Die Zahl des Alles in Allem

Die Null gleicht einem unbeschriebenen Blatt Papier. Ihre runde Form symbolisiert einerseits die Leere und andererseits das weibliche, mütterliche Prinzip, weshalb den Chinesen die Null Bildnis war für die innere Leere, die weibliche Gottheit, die Mutter der Welt. Die Null schafft die Voraussetzung der neuzeitlichen Wissenschaft und Wirtschaft, weil erst sie es ermöglicht, schriftlich und mit großen Zahlen zu rechnen. Die römischen und griechischen Zahlen dagegen taugten nur zum Zählen. Im alten Rom endeten die Ziffern bei 3999 (M = 1000 – D = 500 – C = 100 – L = 50 – X = 10 – V = 5 – I = 1). (Vielleicht war diese mathematische Unbeholfenheit dieser Reiche der Menschheitsgeschichte einer der Gründe für ihren Niedergang.)

Erst die 0 (Null) eröffnete den Ausblick in die Unendlichkeit. Sie selbst repräsentiert zwar keinen quantitativen Wert – sie zählt Nichts – doch steht sie rechts von einer Ziffer, so verzehnfacht sie deren Wert – oder verhundertfacht ihn bei ihrer Dopplung. „Teufelswerk!“, so befanden im Mittelalter die Europäer. Ihre Angst vor der schwarzmagischen Kraft der Null verhinderte jahrhundertelang die Einführung der neuen Zahlenschreibweise, die in Indien seit der göttlichen Offenbarung der Ursprache erinnerlich war und erst über die Araber, die sie dort erlernten, nach Europa kam.

`Sifr´ heißt die Null auf arabisch und dass dieses Wort heute alle `Ziffern´ bezeichnet, liegt auch daran, dass wegen der Null gleich alle arabischen Zahlen verboten waren.

Erst Adam Ries popularisierte die arabischen Zahlen, für die im aufstrebenden europäischen Handel Bedarf entstand. Die damals noch junge Technik des Buchdrucks trug zu Beginn des 15. Jahrhunderts zur beschleunigten Verbreitung dieses Systems bei.

Die O ist das Prinzip der Zahl. Obgleich sie keinen quantitativen Zahlenwert hat, spiegeln sich in ihr die Unendlichkeit und Ewigkeit. Sie stellt die Kraft dar, die vor dem Beginn aller Materie und Verkörperung schon war und ist somit dem hebräischen Buchstaben `Schin´ (= „Geistfeuer“) zuzuordnen, dessen Bedeutung die Grundlage der Schöpfung ist.

Als Zentrum des kosmischen Koordinatenkreuzes nimmt die Null als Ausgangspunkt der mehrdimensionalen Zahlenstrahlen – sowohl in die positive wie in die negative Unendlichkeit – tatsächlich die zentrale Stellung im Zahlenuniversum ein.

Das hinduistisch und buddhistisch erstrebenswerte Ziel: das Eingehen ins Nirvana – dem Aufgehen im Nichts, gewinnt unter dem Gesichtspunkt der Stellung der Null im Koordinatenkreuz anschaulich Verdeutlichung: Erst wo alles weltliche Geltungsstreben aufhört, ist man bereit einzugehen durch diese schmale Pforte, die zugleich Nichts – und Alles ist.

Null (ursprachlich: „Das ewige Licht der Liebe“) ist die Zahl der göttlichen Ruhe und der ewigen Stille ohne Wesen. Sie stellt die in sich ruhende göttliche Liebe dar, die – in Ihrer Vollkommenheit Sich Selbst genug – Ihre Liebe einem geliebten Gegenüber zu schenken wünscht.

Deshalb bezeichnet die O den Urgrund der Liebe.

Weiter zur Deutung der  1

 

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